Kirchensteuer in der innerkirchlichen Kritik

Jeder, der am Ende eines Monats auf seine Lohnsteuerkarte blickt und auf den Punkt Kirchensteuer stößt, hat sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, ob diese Steuer notwendig ist.  Von kirchlicher Seite ist die Kirchensteuer zwar weitgehend unumstritten – aber es wird immer wieder Kritik laut:

In der katholischen Kirche äußern sich neben Gruppen wie „Wir sind Kirche“, „Initiative Kirche von unten“, „Bensberger Kreis“, „Arbeitskreis Halle“ oder dem „Verein zur Umwidmung von Kirchensteuern e. V.“  auch immer wieder  Theologen (Horst Herrmann, Paul Zulehner) kritisch zur Kirchensteuer.

Auch in der evangelischen Kirche regt sich Kritik an der Kirchensteuer: So veröffentlichte Karl Martin “ Abschied von der Kirchensteuer“. Ein dort enthaltener Reformvorschlag „Kultursteuer und Sozialsteuer statt staatlicher Kirchensteuereinzug“ stammt vom Verein Dietrich Bonhoeffer. Der „Bund gegen Kirchensteuermissbrauch e.V. Bremen“ hält sich auch mit Kritik nicht zurück.

Wer zahlt schon gerne Steuern? Damit ist meistens ein negatives Gefühl verbunden. Der kleine Mann fühlt sich durch den Staat gegängelt und empfindet die Steuereinziehung als ungerechtfertigt. Durch die gemeinsame Einziehung der Kirchensteuer mit der Lohnsteuer und Einkommensteuer geraten die Kirchen ebenfalls in ein negatives Bild bis hin zum Anschein einer verstaatlichten Kirche. Darüber hinaus wird befürchtet, dass die Kirchen vom Staat abhängig werden in Bezug auf dessen Steuerpolitik. So werden auch durch die Kirchensteuerkappung die Besserverdienenden ungerechtfertigt bevorzugt.

Es liegt noch ein weiterer Angriffspunkt in der automatischen Einziehung der Kirchensteuer im Rahmen der üblichen Steuerzahlungen. Durch diese Handhabung wird nicht deutlich, dass mit der Zahlung der Kirchensteuer eine ganz persönliche Mitgliedschaft in einer Religionsgemeinschaft finanziert wird. Ob Mitglied in einer Kirche ist Sache eines jeden Bürgers ganz individuell – und nicht Sache des Staates.

Darüber hinaus ist keineswegs die finanzielle Situation der Kirchen durch die Kirchensteuer gesichert, denn etwa nur ein Drittel der Mitglieder zahlt Kirchensteuer.

Vielfach wird auch argumentiert, die Kirchen neigen durch die automatische Einziehung der Kirchensteuer zu ebenso automatisierten Kirchenstrukturen bis hin zu einer ausufernden Bürokratie, die eine Selbstbestimmung der Gemeinden schwer macht und deren Entmündigung fördert.

So soll die Kirchensteuer die einzelnen Gemeinden und das Personal träge machen. Die Einnahmen sind gesichert und eine Finanzierung durch Spenden ist nicht erforderlich. Man braucht sich um nichts zu kümmern.

Gerade diese Sicherheit in den Einnahmen wird von den Befürwortern der Kirchensteuer als positiv dargestellt: Sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche kann sich auf die Einnahmen durch die Kirchensteuer verlassen und dadurch ihre ganze Energie auf die kirchliche Arbeit konzentrieren.